Die Entstehungsgeschichte des Großen Meeres

Unter den noch erhaltenen ostfriesischen Binnenmeeren ist das zwischen den beiden Städten Aurich und Emden gelegene „Große Meer“ das größte und bedeutendste. Der Flachmoorsee am Geestrand hat von Ost nach West eine Breite von etwa einem Kilometer und die Entfernung vom nördlichen Seeufer bis zum südlichen Rand beträgt etwa 4,5 Kilometer, der See bedeckt somit eine Gesamtfläche von ca. 460 Hektar. Direkte Verbindung besteht mit zahlreichen Gräben und Kanälen, vor allem aber auch mit anderen Binnenseen. Im Nordwesten erstreckt sich das Loppersumer Meer, im Südwesten schließt sich das „Kleine Meer“, auch „Hieve“ genannt, an.

Alle drei Meere sind sogenannte Flachmoorseen. Sie sind in früheren Zeiten aus den Resten größerer Grundwasseransammlungen in einer von Flachmooren geprägten Landschaft zurückgeblieben. Mit einer Wassertiefe von etwa 40 Zentimetern bis zu einem Meter sind die teilweise von einem Schilfgürtel umgebenen Seen sehr flach.

Zumeist weht hier ein frischer Westwind. Die im Windschatten liegenden Westufer weisen Stadien von Verlandungen auf. Am östlichen Seerand findet dagegen Abbruch statt – die Vegetation ist deshalb auf jeder Seite unterschiedlich ausgebildet. Das Wechselspiel von Abbruch und Anlandung verschiebt den See allmählich in östliche Richtung. Sehr gut zu erkennen ist dies auch, wenn man alte Flurkarten mit neueren Messtischblättern vergleicht. Wohl auf diese für geologische Zeitabstände äußerst rasche Veränderungen stützt sich auch die immer wieder lauter werdende Vermutung, auf Teilen des heutigen Seegebiets hätten früher Siedlungen gestanden. Auch die Sage hat dies aufgegriffen und berichtet von einem versunkenen Dorf am Ostufer. Tatsache ist, dass hier wiederholt Pflastersteine und ähnliches gefunden wurden, wie sie früher zum Auslegen von Küchendielen benutzt wurden.

Der Natur- und Landschaftsschutz Ostfrieslands betrachtet dieses Moorgebiet als besonders erhaltenswerte Kostbarkeit. Die mannigfaltige Tier- und Pflanzenwelt besticht mit ihrer Vielfalt und auch der Storch ist hier noch zu Hause. Mit seinen umgrenzenden Feuchtwiesen und –weiden ist dieses Gebiet Brut- und Lebensraum von nationaler Bedeutung und für nordische Zugvögel ein bedeutendes Rast- und Überwinterungsgebiet.

Der Südteil des Großen Meeres ist Naturschutzgebiet, hier verdient die Pflanzen- und Tierwelt unsere besondere Rücksichtnahme und ist deshalb für den Wassersport gesperrt. Der Nordteil des Binnenmeeres bietet Seglern, Surfern und Kanufahrern ein ideales Wassersportrevier, nur das Fahren mit Motorbooten ist nicht erlaubt. Der Name „Südbrookmerland“ erinnert an die ursprüngliche Bruchlandschaft. Vom „Norder Tief“ bis zum „Fehntjer Tief“ erstreckte sich eine Niederungszone, die von zahlreichen Binnenseen durchzogen wurde. Die kleineren versandeten im Laufe der Zeit; das „Große Meer“ aber blieb erhalten und dehnte sich im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit sogar noch aus – die Leybucht schob sich weiter ins Land, hob den Grundwasserspiegel und bildete ein Reservoir im vergrößerten Binnensee „Großes Meer“. Historisch bildete dieses Gebiet im frühen Mittelalter eine natürliche Grenze zwischen verschiedenen Gauen und der Einflusszone des Bischofs von Münster und des Erzbistums Bremen. Zunehmend wurde dann dieser ehemals menschenleere Raum durch die sogenannte „Innere Kolonisation“ urbar gemacht und für die Reihendörfer erschlossen, was noch heute in vielen Siedlungsformen zum Ausdruck kommt. Archäologische Forschungsergebnisse belegen, dass die Siedler der Marsch die Bruchwaldzone des südlichen Brookmerlandes seit dem 9. Jahrhundert kolonisiert haben. Die Geschichte des Raums verlief äußerst wechselvoll. Das Prinzip der mittelalterlichen Selbstverwaltung in der freien Landgemeinde des Brookmerlandes verlor an Bedeutung. Die Häuptlingsfamilie der tom Brook meldete ihre Herrschaft an, verlor diese jedoch später an die Cirksena. Mit deren Aussterben fiel Ostfriesland 1744 an die Preußen, somit also auch das Brookmerland. Kurze Zeit galt hier dann sogar napoleonisches Recht: zwischen 1806 bis 1813 gehörte das Brookmerland zum Arrondissement Aurich im Departement Ostems. Südbrookmerland war damals in „Mairien“ verwaltet: Es gab die Mairie in Victorbur, Wiegboldsbur und Engerhafe. Nach den Befreiungskriegen kam das Gebiet ans Königreich Hannover. In dieser Zeit entstanden die politischen Gemeinden, die am 1. Juli 1972 zur Gemeinde Südbrookmerland zusammengefasst wurden. Das heutige Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von etwa hundert Quadratkilometern.

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